BürgerInnen gegen den Krieg
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Vortrag von Jürgen Rose (Darmstädter Signal) über das "Schlachtfeld Nahost"

 
     
 
Jürgen Rose, Oberstleutnant a.D., referierte vor einer gebannten Zuhörerschaft im Grafinger Kastenwirt über die Hintergründe und die Geschichte des Krieges gegen den "Islamischen Staat". Die deutsche Bundeswehr beteiligt sich an diesem Krieg mit Aufklärungsflugzeugen, einer Fregatte und Flugzeugen zum Betanken in der Luft. Zum Vortrag des Oberstleutnants, der nicht an Angriffen beteiligt sein wollte und dies erfolgreich am Bundesverwaltungsgericht durchsetzte, hatten die BürgerInnen gegen den Krieg, dafür geworben hat auch der Bund Naturschutz.

Am Rand dabei sein um die Bündnistreue zur Nato zu zeigen, ist die Devise Deutschlands im Pulverfass Naher Osten. Diesen Schluss könnte man nach dem Vortrag vom ehemaligen Oberstleutnant Jürgen Rose ziehen. Denn die Bundeswehr hält Stellungen in der Türkei (Abwehrraketen), im Mittelmeer (Fregatte), in der Luft (Tornado-Aufklärungsflugzeuge), sie feuert zwar nicht selbst, bombt nicht, stellt aber Standorte in Deutschland für die Kommunikation zur Kriegsführung zur Verfügung.

Rose beschrieb ausführlich die Rolle und Funktion des sogenannten "Islamischen Staates" in der Geostrategie der USA, zum Beispiel zitierte er die ehemalige Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, im Nahen Osten müsse ein kreatives Chaos geschaffen werden. Danach könnten neue Grenzen entstehen, "blood borders".

Beispiel dafür war die erfolgreiche Zerschlagung Jugoslawiens, einem Störfaktor am Südrand Europas. Durch Ausnutzen einiger innerer Risslinien gelang es, Jugoslawien so zu zerstückeln, dass es strategisch keine Rolle mehr spielt und sogar Europa Probleme bereitet.

Eine weitere Chance, einen vorhandenen Konflikt zu eigenen Zwecken zu nutzen, bot sich im seit hunderten von Jahren bestehenden Gegensatz Sunniten/Schiiten an. Und das in einer Region, die ohnehin dazu bestimmt sei, gegeneinander zu kämpfen, wie ein Schriftgelehrter eines US-Think-Tanks formulierte.

Mit Ausnutzen von bestehenden Konfliktlinien wollen solche US-Strategen eigene nationale Interessen durchsetzen. Dumm ist nur, wenn damit Gegensätze zu Interessen von Bündnispartnern entstehen. Die Türkei fürchtet beispielsweise sehr das Entstehen einer kurdischen autonomen Region, die nach dem Zusammenbruch des Iraks und Syriens entstehen könnte. Da haben sich die doppelten Standards bewährt, mit denen die Politiken verschiedener Staaten bewertet und propagandistisch ausgeschlachtet werden. Beispiel Türkei: die systematische Zerstörung von Dörfern und Infrastrukturen in der Osttürkei wird nicht kritisiert, denn das ist eine innere Angelegenheit der Türkei gegen die "terroristischen Osttürken" d.h. der Kurden, die am östlichen Rand der Türkei leben. Da förderten die USA auch die Bewaffnung des entstehenden IS und anderer Terrorgruppen aus den ehemaligen Waffenarsenalen Libyens, so lange dies gegen die Herrschaft Assads gerichtet war.

Dagegen das Beispiel Syrien: Jeder Angriff, jede Bombardierung, die gegen Rebellen und den IS gerichtet ist und auch immer Zivilisten trifft, wird als Kriegsverbrechen gebrandmarkt. Dass Russland seiner Jahrzehnte alten Bündnisverpflichtung mit dem Staat Syrien nachkommt und auch die letzten beiden militärischen Stützpunkte im Mittelmeer behaupten will, dient dann als besonderer Beweis für die Expansionsbestrebungen Russlands.

Jürgen Rose sieht in dem Krieg in Syrien und dem Irak nicht einen Krieg um die überlegenen "Werte" der westlichen Allianz gegen den IS. Hätten die USA in einer Weise bombardiert wie in Libyen, wäre der IS längst besiegt. Jürgen Rose vermutet dagegen, dass die USA die Strategie fährt, diese Terrororganisation zu "schwächen, aber den IS nicht beseitigen". Die staatlich-gesellschaftliche-religiöse Idee des IS fußt auf sehr alten Vorstellungen des Kalifats und ist nicht zerstörbar, schon gar nicht mit miltärischen Mitteln. Dagegen war der Staat Syrien (als letzter stabiler Staat aus der Zeit der Zerschlagung des Osmanischen Reiches bis hin zum Ende des Kalten Krieges) zerstörbar. Wäre dieser gestückelt, bliebe nur noch der Iran ein Fels gegen den Machtanspruch des Westens .

Angesichts dieser Situation erinnerte Jürgen Rose an den deutschen politischen Militärpolitiker Clausewitz, der formulierte, Krieg ist keine Lösung, sondern eine Form von Politik, manchmal für andere Ziele als die dauernd offiziell genannten Ziele.

Hier geht es zum Kurzporträt von Jürgen Rose.



 
 
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