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Offener Brief an den Erdinger Oberbürgermeister zum Auftritt der Bundeswehr auf der Jobmesse Erding

 
     
  Sehr geehrter Herr Gotz,

am 5. Und 6. März findet in der Stadthalle Erding die Jobmesse "localjob" statt, über die Sie die Schirmherrschaft übernommen haben. Für diese Veranstaltung, die sowohl jungen Leuten zu einer guten Arbeitsstelle als auch den örtlichen Betrieben zu Mitarbeitern verhelfen soll, wünschen wir Ihnen viel Erfolg.

Mit Befremden haben wir aber gesehen, dass auch das Bundeswehr München Karrierecenter dort vertreten sein wird. Wir wissen, dass die Bundeswehr in Erding lange Zeit im Fliegerhorst solide Arbeitsplätze geboten hat und von daher vielleicht noch einen guten Ruf als Arbeitgeber genießt. Seitdem haben sich aber sowohl die Zeit als auch der Charakter der Bundeswehr geändert. Aus einer Verteidigungsarmee, deren Angehörige fast ausschließlich im Inland stationiert waren, ist eine Interventionsarmee im weltweiten Einsatz geworden: Kosovo, Afghanistan, Horn von Afrika...die Liste wird immer länger. Dabei verteidigt sie nicht die Sicherheit Deutschlands, sondern, wie es in den verteidigungspolitischen Richtlinien steht und Ex-Bundespräsident Köhler öffentlich aussprach, Rohstoffquellen, Absatzmärkte und Handelswege. Und vor allem: Bundeswehrangehörige töten, auch Unschuldige, und werden getötet.

Als Oberbürgermeister Ihrer Stadt haben Sie eine gewisse Verantwortung für Ihre Bürger. Könnten Sie noch einer Erdinger Mutter in die Augen schauen, deren Sohn - oder Tochter - auf der Jobmesse unter Ihrer Schirmherrschaft für die Bundeswehr geworben wurde und dann deswegen sterben musste? Oder verstümmelt wurde? Oder Dinge mit ansehen musste oder gar selber getan hat, unter denen er bzw. sie den Rest des Lebens zu leiden hat? Ich erinnere an einen Fall in Afghanistan, wo ein Bundeswehrsoldat an einem Kontrollpunkt auf ein Auto schoss, das nicht schnell genug anhielt, und alle Insassen tötete: ausschließlich Frauen und Kinder, eindeutig unschuldige Zivilisten. Dieser junge Mensch muss nun mit seiner Schuld leben. Dabei mache ich nicht ihm den Vorwurf, sondern denen, die ihn in diese Situation gebracht haben. Denen, die ihn in ein fernes Land geschickt haben, wo er von der Bevölkerung als Besatzer angesehen wird und entsprechend sich vor jedem dort fürchten muss. Aber auch denen, die ihn für diesen Job geworben bzw. die Anwerbung unterstützt haben.

Deshalb bitten wir Sie, die Bundeswehr von der Erdinger Jobmesse auszuladen. Falls das so kurzfristig nicht mehr möglich sein sollte, so distanzieren Sie sich bitte deutlich von diesem Aussteller und sorgen dafür, dass er bei zukünftigen Jobmessen nicht wieder eingeladen wird.

Abgesehen Ihrer Verantwortung für die jungen Menschen Ihrer Stadt hat die Bundeswehr auch formal auf dieser Messe nichts zu suchen: Es handelt sich um eine Jobmesse für die Region, wo den einheimischen Betrieben Mitarbeiter vermittelt werden sollen. Das Bundeswehr München Karrierecenter gehört wohl eindeutig nicht dazu, schon gar nicht, wenn man an die heute üblichen Auslandseinsätze der Bundeswehr denkt.

Mit freundlichen Grüßen

Yvonne Großmann
BürgerInnen gegen den Krieg (Landkreis Ebersberg)



 
 
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