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Vor dem drohenden Krieg gegen Libyen verfassten die "BürgerInnen
gegen den Krieg" am 16. März 2011 folgende Pressemitteilung:
Flugverbotszone bedeutet Krieg!
Die BürgerInnen gegen den Krieg halten die Waffenexporte, auch deutsche,
für mitschuldig an dem Bürgerkrieg in Libyen. Durch die Waffenverkäufe
der letzten sechs Jahre hat sich Deutschland bereits zugunsten der noch
an der Macht haltenden Libyschen Staatsführung eingemischt. Wenn
wir die Aktivitäten der Waffenhändler - auch für Libyen
- betrachten, dann wurde aus den wenigen Details der Presse- und Fernsehberichterstattung
der letzten Wochen deutlich, dass über 60 Länder bei ihrem Waffenerwerb
Deutschland als Transitland nutzten, 1046 Genehmigungen für den Transit
wurden gewährt, nur wenige verweigert. Seit die Europäische
Union das ab 1986 bestehende Waffenembargo und die Wirtschaftssanktionen
gegen Libyen aufgehoben hat, wollten europäische Waffenhersteller
sich ihr Stück abholen. Kurz nach der Aufhebung besuchte Bundeskanzler
Gerhard Schröder 2004 das Land. Ist Deutschland eine "Brücke"
für diesen todbringenden Handel geworden?
Jetzt eine Flugverbotszone in Libyen errichten, heißt Krieg gegen
Libyen führen! Das bedeutet noch mehr Gewalt, noch mehr Zerstörung,
noch mehr Flüchtlinge und noch mehr Tote als es bereits gibt! Den
Bürgerkrieg beenden können nur die Libyer selber. Nur sie selber
sollen auch über ihre Regierungsform entscheiden. Des wegen lehnen
wir die Pläne für eine Flugverbotszone strikt ab!
Bereits die Forderung einer Flugverbotszone aus westlichen Regierungskreisen
hat dazu beigetragen, den Konflikt weiter anzuheizen. Das Gaddafi-Regime
kann sich dadurch zum Verteidiger der nationalen Ölinteressen aufspielen
und der "Nationalrat" der Opposition sieht keine Veranlassung
zurückzustecken, weil er sich in der Hoffnung wähnt, die NATO
käme ihm aus der Luft zur Hilfe. Jedes militärische Eingreifen
von außen würde zusätzliches Öl ins Feuer gießen.
Für verfehlt halten wir den Einsatz der deutschen Luftwaffe in und
der Marine vor Libyen. Der Flug von zwei Transall-Transportmaschinen der
Bundeswehr in die libysche Wüste am 26. Februar war überflüssig,
weil übereinstimmend berichtet worden, dass die Lage an den Ölförderstätten
der BASF-Tochter Wintershall in der Wüste bei Nafoora "ruhig"
gewesen sei. Weshalb dann trotzdem die Bundeswehr-Maschinen, von bewaffneten
Fallschirmjägern der Bundeswehr begleitet, ohne Genehmigung in den
libyschen Luftraum eindringen "mussten", konnte von der Bundesregierung
nicht plausibel begründet werden. Gefahr im Verzug" konnte also
nicht geltend gemacht werden. Diese Kommandoaktion war auch völkerrechtswidrig,
weil die Bundeswehr unbefugt in fremden Luftraum eingedrungen und auf
fremdem Boden gelandet ist.
Für verfehlt halten wir auch den Einsatz von zwei Fregatten und einem
Einsatzgruppenversorger, um 400 Flüchtlinge von Tunesien nach Ägypten
zu transportieren. Die Kriegsschiffe sind für den Personentransport
nur unzureichend ausgestattet. Warum müssen es überhaupt Kriegsschiffe
sein? China beispielsweise hat für die Evakuierung ihrer 36.000 Landsleute
griechische Fähren gechartert und zivile Flugzeuge genutzt.
Wir erachten es für dringend notwendig, dass sich neutrale Vermittler
unverzüglich um Verhandlungen mit den Konfliktparteien bemühen.
Der Frieden in Libyen kann nur durch Verhandlungen der Bürgerkriegsparteien
hergestellt werden. Erstes Ziel muss eine Waffenruhe sein. Es ist uns
unverständlich, weshalb der kürzlich vom venezolanischen Präsidenten
Hugo Chávez entworfene Friedensplan, der sogar auf die Zustimmung
Gaddafis traf, vom Westen übergangen wurde.
Absoluten Vorrang in der gegenwärtigen Situation muss die humanitäre
Hilfe für die Kriegsflüchtlinge haben. Diese Hilfe kann am besten
von zivilen Hilfsorganisationen geleistet werden!
Am 17. März druckte die Ebersberger Süddeutsche Zeitung folgenden
Auszug daraus:
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