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Bericht von Götz Schindler aus Israel

 
     
 

Von Januar bis April 2009 war Götz Schindler für 3 Monate in Israel. Er engagierte sich im Rahmen des "Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel" (EAPPI) ehrenamtlich für den Frieden im Nahen Osten. Regelmäßig schickte er von dort seine Erlebnisberichte.

 

Am Montag, dem 15. Juni, um 19:30 Uhr im griechischen Restaurant Elena in Grafing, Münchner Straße 27, berichtete er darüber.

 

Die letzte Zeit des Friedens liegt in Palästina so lange zurück, dass kein Lebender sich daran mehr erinnern kann. Das Land war Teil des Türkischen Großreichs, danach besetzte Großbritannien das Land. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eroberten sich Vertriebene und Überlebende der Naziherrschaft das Land Israel, wurden selbst mit Krieg bedroht und weiteten Israels Herrschaft über die Westbank, die Golan-Höhen und Gaza aus. Die Besatzung befriedete nicht, sie hat Apathie und Wut erzeugt.

Dr. Götz Schindler hielt sich drei Monate in Israel und Palästina auf. Er sprach mit vielen und beobachtete die tagtäglichen Abläufe. Nach seinem mit vielen Bildern gespickten Vortrag über seine Eindrücke können wir mit ihm über die dortigen Verhältnisse und unsere Möglichkeiten diskutieren.

 

Die Ebersberger Süddeutsche Zeitung berichtete über seinen Vortrag:

Leben mit Willkür und Schikanen
Der Ebersberger Götz Schindler berichtet über seine Erfahrungen in Palästina

Grafing "Schikane" - immer wieder fiel bei den Zuhörern dieses Wort, während Götz Schindler über Israel und Palästina erzählte. Dort hatte sich der Ebersberger im Rahmen der "Ökumenischen Begleitgruppe für Israel und Palästina" (EAPP) drei Monate lang aufgehalten.

Präsenz zeigen, Menschenrechtsverletzungen dokumentieren und den Palästinensern vermitteln, dass man sich für ihre Situation interessiert: Das ist die Aufgabe der Teams, die von der EAPP in Palästina eingesetzt werden. Und es war auch die Aufgabe Götz Schindlers, über die er am Montag bei den "BürgerInnen gegen den Krieg" in Grafing berichtete.

Als ein Leben mit ständigen Hausdurchsuchungen, Ausgangssperren, Verhaftungen und Kontrollen beschrieb Schindler den Alltag der Palästinenser in den besetzten Gebieten - und "Schikane" ist seiner Darstellung nach vielleicht noch ein harmloses Wort für das Verhalten der israelischen Besatzer.

Er erzählte von Straßen, die Palästinenser nicht benutzen dürften, von Anweisungen, die nur auf Hebräisch gegeben würden und von Bauern, die das Wasser von ihren eigenen Quellen kaufen müssten, da sie ihr Land auf der anderen Seite einer Sperranlage nicht betreten könnten.

Auf die Sperranlage, die von Israel errichtet worden sei, kam Schindler an diesem Abend oft zu sprechen. Viele Bauern seien durch sie von ihrem Land getrennt worden und hätten keine Genehmigung, es weiter zu bestellen. Vielen bleibe nur die Auswanderung. Die restlichen Bauern, die Land auf der anderen Seite der Sperre besitzen, müssten oft weite Umwege über einen der wenigen Durchgänge zurücklegen.

Nahe des 4000 Einwohner zählenden Palästinenser-Dorfes Jayyus, in dem sich der Ebersberger von Januar bis April aufgehalten hatte, befand sich ein solcher Durchgang. Anhand von Dia-Bildern berichtete Schindler von dramatischen Szenen, die sich dort Nacht für Nacht abspielten, wenn Tausende Palästinenser die Anlage überqueren wollten, um an ihr Land oder zur Arbeit zu kommen. Meist würden die Checkpoints nicht pünktlich geöffnet, die Wartezeit betrage etwa zwei Stunden. Viele Menschen würden nicht durchgelassen, weil die Registrierung mittels Handscanner nicht funktioniere. Die Anspannung, die sich dadurch in der wartenden Menge ausbreite, sei enorm, manche würden die Fassung verlieren.

Stärker als Hass seien unter den Palästinensern jedoch Angst, Mutlosigkeit und Resignation verbreitet, sagte Schindler, da sie das israelische Vorgehen als Willkür empfänden. Wenn die jungen Palästinenser Steine gegen die Israelis schleuderten, dann sei dies seiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, sich zu artikulieren, insbesondere in kleinen Orten, wo es keine Friedensgruppen und Möglichkeiten zum politischen Engagement gebe.

Auf die Frage, wie er mit der erlebten Ungerechtigkeit zurecht gekommen sei, sagte Schindler, er bedaure, nur wenig bewirkt haben zu können. Auch habe er während seines Aufenthalts unter ständiger Anspannung gelebt, die erst zwei Wochen nach seiner Rückkehr nachgelassen habe. Psychisch gefährdet sei er aber nicht gewesen.

Am Ende seines Vortrages kam Schindler auf politische Lösungsmöglichkeiten zu sprechen. Die einzige sieht er darin, dass Israel die Besatzung beende.Alrun Ashberg

Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.142, Mittwoch, den 24. Juni 2009 , Seite 3

 

 




 
 
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